Die Wuta-Taube.

Einst selten - heute viel verbreitet. 1999

Von Walter Kintzl

Griechenland, ein Land der Erde, wo interessante Kunstflugtauben vorkommen .

Eine Besonderheit zeichnet Griechenland mit einer gezüchteten Taubenrasse aus. Die griechische Wuta. Die griechischen Tauben sind im Grunde gegen Krankheiten nicht leicht empfänglich. Das heißt, man hat durch die Jahrhunderte hindurch eine sehr starke Auslese vorgenommen, die Widerstandskraft solcher Tauben ist enorm und ähnelt unseren Straßentauben. Die Liebhaber und Züchter dieser Tauben pflegen ihre Tauben sehr primitiv und verfüttern kein Hochleistungsfutter, sondern nur Gerste, Weizen oder Mais und das sehr sparsam, denn im Vordergrund steht ihre Familie und die wartet auf das tägliche Brot. Genauso gibt es kein Buch über Tauben, keine Fütterungsvorschläge usw. für Krankheiten keine Medikamente oder Vitamine. Die Devise für gesunde Tauben heißt Essig, Knoblauch und Zwiebeln ins Wasser. Und für den Aufbau, zur Leistungsverstärkung einen schönen Löffel Honig dazu. Das sind in Griechenland Medikamente und Vitamine, dazu braucht man auch nicht zum Tierarzt gehen, da sich solche Naturmittel in jedem Haushalt befinden. Ich züchte und flog fast die meisten Rassen an Kunstflugtauben, die es im Deutschen Flugroller-Club gibt. Es waren leichtfliegende Tauben und natürlich auch schwierige Taubenrassen dabei, mit denen ich wenig Freude hatte. Als ich dem DFC beigetreten bin, war die Rasse „Wuta“ sehr selten und fast unbekannt. Unter den Sturzflugtauben war die “Wammentaube“ die am häufigsten geflogene Rasse. Die Wammentaube, eine gehobene Klasse, majestätisch prachtvoller Körperbau und für mich noch heute eine der schönsten Kunstflugtauben, jedoch äußerst schwierig zum Fliegen. Als ich einmal Bekanntschaft mit einem griechischen Taubenzüchter machte, fachsimpelten wir über dies und das. Er lud mich ein. Nach einigen Wochen fuhr ein Gruppenkamerad und ich zu dem griechischen Sportfreund. Wir wurden herzlichst empfangen. Es war ein sehr kalter Januartag .Er erklärte mir seine Tauben, zeigte mir dies und das, aber meine Gedanken konzentrierten sich nur auf den Flug von einem Stich Wutas. Nun standen wir vor dem Taubenschlag. Der Schuppen auf drei Seiten mit Bretter vernagelt und vorne mit Draht verschlagen mit einer Türe. Die Tauben saßen hinten auf Sitzregalen. Er fragte uns: Welche Tauben wollt ihr fliegen sehen? Wir deuteten auf drei Tauben. Er machte die Türe auf, die Tauben blieben alle sitzen, plötzlich zeigte er mit dem Stock auf die Tauben die fliegen sollten .Blitzschnell flogen die angedeuteten Tauben aus dem Schlag heraus und schraubten sich in flimmernde Höhe. Wir staunten, wie schnell sich diese Tauben in den Himmel erhoben. Er meinte nach wenigen Minuten, es wäre jetzt an der Zeit, sie runterzuholen, sonst würden sie zum lieben Gott fliegen und von dort möchten sie   nicht mehr runter. Er erklärte uns, er lasse jetzt noch andere Tauben aus dem Schlag. Zuvor schüttete er Futter auf die Wiese. Er ging zum Schlag, öffnete die Türe, Tauben flogen heraus, drehten eine Runde und flogen zum Fressen auf die Wiese. Als die erste Taube herausflog, fingen die drei Wutas zum Stürzen an. Aus Punkthöhe rasten die Tauben in wenigen Sekunden und mit Gefiederrauschen auf uns zu. Sie durften mit den anderen mitfressen, danach wanderten sie ausgeglichen in den Stall zurück .Mein Entschluss war, solche Tauben muss ich haben. Bei meinen Beobachtungen fiel mir auf, dass seine Tauben alle die Farbe blau htten. Ich fragte ihn diesbezüglich. Es gibt ja bei Wammen oder anderen Rassen auch farbige Tauben. Ja, sagte er zu mir, ganz verschmitzt: Als die Deutschen zu uns nach Griechenland gekommen sind, waren sie auch von dieser Flugweise ganz begeistert, aber sie fragten, warum es diese Tauben nur in dieser Farbe gibt, es gäbe ja ähnliche Tauben in schöneren Farbschlägen. Was gewünscht wird, wird sofort gemacht. Und es wurden zur Farbengestaltung andere Taubenrassen hineingekreuzt. Die echte griechische Wuta aber ist blau, wie eine Feldtaube. Ich erwarb mir 2 Paar und mein Freund 1 Paar. Wir fuhren im dichtesten Nebel nach Hause. Ein erfolgreicher Tag für mich war abgeschlossen. Die erste Saison, das erste Flugjahr beginnt. Ich paarte meine Tauben zusammen und siehe da, es waren zwei Paare, je zwei Eier und zwei Junge. Die Tauben wuchsen schnell heran und bald konnte ich sie auf den Flugkasten gewöhnen. Mein Gruppenkamerad konnte sich an die Taubenrasse nicht gewöhnen, da diese nicht so zahm, sondern ein wenig nervöser sind als manche andere Taubenrasse. Man nehme ein Beispiel an Pferden : Kaltblut oder Araber. Im Nu hatte ich zählige Jungtauben. Ich trainierte sie am Flugkasten ein und hatte auch gute Gefühle, in einer Meisterschaft mitzumischen. Bei den Meisterschaften war ich dann immer unter den Erstplatzierten. Doch was mir gar nicht so gefiel, das war die Antwort derer, die diese Tauben aus der Nähe betrachtet haben und die Rasse nicht kannten: Die Tauben sehen ja aus wie Straßentauben (Des san ja Wuidling).Mittlerweile sind auch Freunde, Bekannte und auch andere Taubenfreunde, die für diese Rasse nichts übrig hatten, so weit gekommen, dass sie diese sogenannten „Straßentauben“ selber züchten und fliegen und sogar mit Erfolg. Auf den Flugkastenmeisterschaften oder am Heimatschlag ist die Rasse “Wuta“unter den Sturzflugtauben heute die meistverbreiteste  Sturzflugtaube, die auch mit den Leistungspunkten fast unschlagbar ist.

Gut Flug “Walter Kintzl“ Gruppenleiter-DFC-Gruppe 09