Der Wuta

Bericht von Marco Distel

Der Wuta kam wie viele andere unserer heutigen Flugtaubenrassen mit Gastarbeitern aus ihren Heimatländern zu uns. Anfang der 80 Jahre des vorherigen Jahrhunderts wurden sie dann auch den meisten deutschen Kunstflugtauben-Züchtern bekannt. So stellt der griechische Wuta auch heute eine echte Bereicherung für den Flugtaubensport dar. Der Name Wuta kommt vom griechichischen Wort “Voutes” . Was so viel bedeutet wie stürzen oder Stürzer. Hauptverbreitungsgebiet und Zuchtgebiet sind Städte wie Katerini, Veria und Volos. Der Wuta ist eine sehr grazile und elegante Taube. Sein homogenes Äußeres lässt auf eine gut durchgezüchtete Sturzflugtaubenrasse schließen. Er ist langschnäblig mit abgesetzt, ansteigender Stirnpartie. Der längliche Kopf sitzt auf einem langen und starken Hals. Die Extremitäten inklusive Schwanz erscheinen lang gezogen, was durch das lange und ebenfalls sehr harte Gefieder noch unterstrichen wird. Durch die Härte des Gefieders, insbesondere der Schwanz -und Schwungfedern fehlt es etwas an Elastizität. Wodurch es ab und an zum Abbrechen derselben kommt. Wenn man von Wutas spricht, stellen sich viele nur blaue Tiere mit schwarzen Flügelbinden und schwarzer Schwanzbinde vor, höchstens noch ein paar weiße Schwanzfedern. Dies ist keineswegs so, jedenfalls nicht beim normalen Wuta ! Wir kennen Tiere in Rot, Rotfahl, Schwarz sowie Schecken in den vorher genannten Farben. Individuen die als Jungtier farbig sind und im Alter immer heller ausmausern, bis sie als 2-3 jährige dann fast weiß sind. Ausnahmslos in Blau kommen eigentlich nur die Anevartor vor, auf die später eingegangen wird. Vom Flugbild her unterscheidet sich der Wuta signifikant von dem der Wammentaube. Er fliegt unruhiger, das heißt ein exakter Stichflug wie ihn die Wammentaube zeigt, wird man beim Wuta nur selten zu Gesicht bekommen. Häufigere Richtungs-und Geschwindigkeitswechsel innerhalb des Flugverbandes sind zu beobachten. Pubertierende und balzende Täuber zeigen des Öfteren Flügelklatschen, Flügelstellen und sogar Schwanzreiten! Trotz alledem, scheint sie nicht daran zu hindern, in kürzester Zeit in große Höhen aufzusteigen. Es gibt unter den Wutas, Linien, bei denen man nicht zu warten braucht bis diese ausgeflogen sind, da sie beim Sichtbarwerden des Droppers sofort reagieren und den Sturzflug einleiten. Ein großer Vorteil beim Wuta, seine leichte Droppbarkeit, schon bei geringem Droppereinsatz setzt er zum Sturzflug an. Hier werden verwandtschaftliche Beziehungen zu den türkischen-griechischen Drehtauben und zum Mazedonischen Dunek offensichtlich, die wie der Wuta eine sehr kurze Droppzeit haben und ihm auch äußerlich ähneln. Man sollte beim Droppen möglichst solange warten bis die Flugtiere genau winkelrecht d.h.90Grad über dem Schlag stehen, um so größer dann die Wahrscheinlichkeit, dass der Sturz ohne Unterbrechung durchgezogen wird. Beim Sturzflug selbst kann es vorkommen, dass sich die Taube leicht dreht, was aber in Anbetracht der hohen Geschwindigkeit nicht weiter schlimm erscheint, nur Kreise ziehen und Schlenker sind unerwünscht! Exemplare die dieses zeigen, sollte weder im Flugstich, noch in der Zucht einen Platz finden. Der Charakter des Wutas kann als lebhaft, zuweilen auch als zänkisch beschrieben werden. Deshalb sollte man für die Jungtiere unbedingt ein gesondertes Schlagabteil zur Verfügung haben. Damit sie nach dem Absetzen unbehelligt von den Alttieren aufwachsen können. Ausreichend Platz im Schlag, sowie überzählige Sitzreiter und entsprechend große Futtertröge sollten angeboten werden. So kann man auch abgebrochene Schwung und Schwanzfedern vermeiden. Der Wuta benötigt ein regelmäßiges und konsequentes Flugtraining! Stürze vor Droppbeginn sind unbedingt zu unterbinden, ebenso kurze Flugzeit in Kombination mit geringer Flughöhe sind mit sofortigem abjagen zu erwidern! Von entscheidender Wichtigkeit, regelmäßiges Flugtraining, am besten täglich, denn diese Taube Liebt es gefordert zu werden. Bei unregelmäßigem Training wird er faul und im schlimmsten Fall gar nicht mehr oder nur sehr schwer wieder zum fliegen zu bewegen ist. Wer daher die Möglichkeit hat, sollte auch im Winter seine Tauben in Form halten! Leider ist es so, dass der Orientierungssinn und damit sein Heimfindvermögen nicht so gut ausgeprägt sind wie bei manch anderen Flugtauben. Extreme Hochflüge mit Jungtieren sind deshalb zu vermeiden, viel wichtiger ist, ihnen zu vermitteln wie das Fluggeschehen abzulaufen hat. Sowieso gilt im ersten Jahr vor der Mauser ihnen die sofortige Reaktion auf den Dropper anzutrainieren, was sich später sehr positiv auf die Droppzeit auswirkt. Flüge bei allzu böigem Wind und starker Strömung sind unbedingt zu unterlassen, da der Wuta anders als die Wammentaube nicht so gern gegen den Wind ansteht und sich leichter von ihm forttragen lässt. Ganz besonders gilt dies für den Anevator-Wuta der einen gänzlich anderen Flugstil aufweist. Anevator,   zu deutsch Aufsteiger, bedeutet im Falle der Wutas, dass sie nicht kreisend sondern senkrecht schwebend ähnlich dem Flugstil des Nikolajewer Hochflieger aber nicht sichelnd aufsteigen! Morphologisch unterscheide er sich vom normalen Wuta nur durch einen etwas breiteren Schwanz. Er besitzt 14 und mehr Schwanzfedern. Zurzeit ist im Herkunftsland die Anhängerschaft der Anevatoria größer als die der normalen Wuta. Der Wuta kann im Allgemeinen als sehr vermehrungsfreudig bezeichnet werden. 5-6 Bruten sind von ihm allemal zu bewältigen. Unbefruchtete Gelege kommen wegen seines lebhaften Verhaltens kaum vor. Absolute Priorität muss auf gerades Brustbein und möglichst 12 Schwanzfedern mit Bürzeldrüse gelegt werden. Dies gilt für den normal fliegenden Wuta. Bei richtiger Pflege und Behandlung sind die Wutas dankbare und sehr gelehrige Tauben mit denen man viel Freude haben kann. Man sollte sich aber unbedingt regelmäßig am besten täglich mit ihnen beschäftigen. Ratsam wäre, nur wenige, dafür aber sehr gute Tiere halten, eine strenge Selektion zu betreiben und nur mit absoluten Spitzenindividuen zu züchten.