Der orientalische Roller

 

Seit Menschengedenken gibt es in dem fruchtbaren Landstrich zwischen Elbrus und dem Kaspischen Meer, welches zum damaligen Persien gehörte, Tauben, die sich in der Luft tummeln. Sie wurden des Vergnügenswillen gezüchtet. Wahrscheinlich durch Zufall bei wilden oder auch zahmen Tauben gesehen, dass sie sich in der Luft aus reinem Übermut überschlugen und dieses Flugverhalten wurde mit welchen Mitteln auch immer vorangetrieben und perfektioniert und zwar so ,dass irgendwann tummelnde, purzelnde, klatschende, hochfliegende und rollende Tauben entstanden. Nun begann der Siegeszug von Vögeln mit noch nie dagewesenem Flugverhalten. Ihre Verbreitung erstreckte sich von Persien über Indien bis zum Osmanischen Reich. Von hier aus kamen dann wohl auch die ersten Tümmler-Rollertauben über Russland und dem Balkan nach Mitteleuropa. Unter Rollertauben verstand man solche, welche mehr als 12 Schwanzfedern hatten und eine sogenannte Amselstellung aufwiesen. Es ist allerdings zu erwähnen, dass diese ursprünglichen Rollertauben nicht vergleichbar sind mit unseren heutigen Rollern (Orientalen). Der Ausstellungstyp, wie wir ihn heute kennen und züchten unterscheidet sich im Phänotyp von den Ursprungstypen. Die zum Teil extremen fast schon im Positurtümmlertyp erscheinenden Figuren mit ihrem losen und sehr weichem Gefieder sind für den Flugsport nur noch selten verwendbar. Über viele Generationen in Volieren vermehrt, wurde diesen Tauben jegliche Fluglust, Flugorientierung und Rollfähigkeit wegselektiert. Den heutigen Phänotyp bekamen die Orientalen erst in Deutschland, weshalb er auch bei den deutschen Rassen geführt wird. In ihren Ursprungsgebieten wurden die Roller in erster Linie nach Flugkriterien und nicht nach Äußerlichkeiten aussortiert. Diesen Menschen war es wichtig, dass ihre Tauben im Flug schön anzusehen waren. Je mehr Kapriolen, Vielfalt, Rasanz und Kunststücke, umso mehr strahlten diese Tauben Schönheit und Anmut aus. Aber nicht im Käfig sondern am Firmament ihrem Reich .Ihr Flug ist einfach schön nicht nur weil sie sich in der Luft überschlagen(seitwärts um ihre Längsachse),sondern sie rollen rückwärts-rasend schnell viele Meter tief –wenden danach kreiselnd links und rechtsherum, schweben schaukelnd, rudernd oder kehren in entgegengesetzte Richtung. Purzeln Serien bis zu zehn Einzelüberschläge wie auf einer Schnur gezogen, um danach in eine Mühle überzugehen bevor der Anschluss zum Hauptschwarm gesucht wird .Die besten unter ihnen beherrschen noch die propellerartigen Schrauben u. Axialfiguren. Ebenso ist auch der Hochflug ihre Domäne. Ohne Mühe können Tauben aus guten Linien (wenn sie von jung auf entsprechend geschult wurden)sehr schnell in Oberluft oder zur Unsichtbarkeit aufsteigen und hier lange verweilend ihr fliegerisches Feuerwerk abbrennen. Mit einer Leichtigkeit und Eleganz, die ihresgleichen sucht, als wäre es das einfachste der Welt wie nur ein Spiel in den Lüften. Es darf aber nicht nur die Höhe und Dauer des Fluges sein was zählt, sondern das wahre Können zeigt sich in einer großen Vielfalt mit perfekt ausgeführten tiefen und jederzeit kontrollierbaren Flugfiguren. Einzel und Doppelüberschläge sind das Grundgerüst gehören zum OR-Flugstiel dazu sollten aber nur Beiwerk sein. Die eigentliche Kunst besteht darin, Flugfiguren zu beherrschen, welche sich deutlich von den vorgenannten unterscheiden. Was heißt Tiefe, möglichst schnelle, von jedem Laien, als richtiges Rollen oder z.B. Mühledrehen zu erkennen. Es muss gelten:  Qualität vor Quantität, ansonsten laufen wir Gefahr, aus Orientroller einen Orientpurzler zu selektieren. Diesen Irrweg dürfen wir nicht einschlagen, ansonsten laufen wir Gefahr solche Prozesse nicht mehr rückgängig machen zu können. Mit der Ausstellungsselektion wurde dieser Flugrasse schon seit langer Zeit  schwer geschadet. Es darf nicht sein, dass jetzt auch noch von fliegerischer  Seite durch falsche Wertungsordnungen und Flugbewertungen dieser Rasse weiter Schaden zugeführt wird. Wir tragen eine große Verantwortung dieses Kulturgut „ Orientroller „ so weiter zu erhalten, wie ihre Schöpfer und viele nachfolgende Generationen von Taubenzüchter es fortgeführt und verfeinert haben. Der OR ist eine der wenigen Flugrassen, die noch fliegerisches Potential in sich tragen und das müssen wir erhalten. Die große Vielfalt, die der Orientale im Flug, zeichnet sich auch bei seiner Farbgebungspalette aus. Es gibt kaum eine Farbe, die es bei dieser Rasse nicht gibt. Das kommt daher, dass diese Tauben nur nach Leistung ohne Rücksicht auf ihre Farben verpaart wurden. So entstand auch der Almond (vielfarbig)Farbschlag.

Des weiteren gibt es:

Blau mit allen Nebenfarben, Isabell, Andalusierblau, Indigo(Andalusier-Indigo),Schimmel in allen Farben,Schwarz,Dom.-Weiß,Braun,Gelb,Goldgelb,Dom.-Rot,Rez.-Rot,Rotfahl,Silber,Silberfahl,Gescheckt in allen Farben, Weißschläge in allen Farben, Weißschlag/Weißschwarz, Sprenkel in allen Farben, Gelercht. Die Farbenschläge Andalusier-Blau, Andalusier-Indigo, de Roy, Kite und Agate, welche heute in Deutschland vorkommen, sind in den USA erzüchtet worden. Der Standart des Orientrollers ist den meisten bekannt, andernfalls in den einschlägigen Fachbüchern aufgeführt. Die groben Fehler sollten aber erwähnt werden, weniger als 14 Schwanzfedern, keine Amselstellung, Spaltschwanz. Fußbefiederung ist kein Mangel, sondern bei dieser Rasse möglich. So z.B. in Ungarn und Rumänien anerkannt. Der Flugtyp des OR ist eine äußerst temperamentvolle, vitale, intelligente Flugtaube mit einem sehr guten Orientierungssinn. Wenn auch hier immer wieder Tauben durch Wetterkapriolen oder Greifvogelattacken verloren gehen. Besonders die hochfliegenden Linien sind davon mehr betroffen. Mit dieser Problematik haben aber generell, die meisten Flugtaubenhalter ihre liebe Mühe.

Dennoch gilt abschließend zu erwähnen, das Glücksgefühl, welches man bei einem traumhaft schönen Flug bekommt, entschädigt für alle Rückschläge.

Mögen unsere Tauben uns noch lange nach  alter Väter Sitte  erfreuen.