Drehflugtauben aus der Türkei

 

Als Züchter von Dreh und Sturzflugtauben vermisse ich seit langem, klare Beschreibungen. Von Flugtauben sowie die Zuchtziele ihrer ursprünglichen Heimat. In Fachbüchern und Fachzeitschriften werden sie oft zusammen beschrieben, weil sie äußerlich ähnlich aussehen. Und das stürzen als Gemeinsamkeit zeigen. Für den Leser entsteht so der Eindruck ; Alles das gleiche, mit kleinen Unterschieden, Hauptsache, sie stürzen. Beim Kelebek sind es die oft beschriebene Vielfalt der Flugfiguren und der Sturzflug die zum begeisterten Kauf der Tiere führen. Um zu verhindern, dass planlos geflogen wird mit den Tieren, möchte ich nachfolgend anderen Züchtern meine Erfahrungen weitergeben. Kelebek sind Soloflieger, die ständig die Flughöhe wechseln. Im Pulk fliegen sie sehr schnell, aber jede für sich. Dabei drehen sie mit offenen Flügeln und wechseln schlagartig die Flugrichtung. Sehr gute Kelebek drehen sich im Geradeausflug, um ihre eigene Achse und ohne an Höhe zu verlieren. Beim Sturzflug kommen sie fast nie gerade herunter, sondern in unterschiedlichern Großen Spiralen mit sehr hoher Geschwindigkeit, wobei seitliches Wegschießen, axiales und vertikales drehen mit offenen Flügeln gezeigt werden. Harte Landungen kommen sehr selten vor. Dabei sieht es für den Zuschauer aber trotzdem meist knapp aus. Türkische Züchter achten hauptsächlich auf das drehen im Geradeausflug, wobei die Tauben keine Höhe verlieren dürfen. Der Sturzflug wird dabei als selbstverständlich angesehen werden. Es gibt verschiedene Farbzüchtungen, die auch noch gut fliegen. Sie wurden bereits in der GB 19/91 (Geflügel-Börse)Ausführlich beschrieben. Bei mir zählt jedoch nur die Flugleistung, obwohl viele sehr schön gezeichnet sind. Die Rasse ist anspruchslos in Unterbringung und Pflege. Der Schwanz besteht aus 14-16 Federn, die Bürzeldrüse fehlt, reichlich ist der Federstaub. Die Kelebek werden in Ställen zu ebener Erde gehalten. Als Ein und Ausflug dient die Stalltür. Zum Flug bestimmte Tauben werden mit einem Stock auf den Platz vor den Stall getrieben. Bei alten Tauben reicht meist ein Antippen oder ansprechen, sie werden leicht zahm. Man sollte sich aber nicht anfliegen lassen oder aus der Hand füttern. Die Tauben landen dann gern auf dem Züchter und fliegen ungern immer in der Erwartung von Extrafutter. Der Abflug sollte nur auf Kommando des Züchters erfolgen. Haben sich die Tauben ausgeflogen, fliegen sie tiefer, spielen weniger und drehen ständig den Kopf  zum Stall. Dann ist es ein günstiger Zeitpunkt um die Stalltür zu öffnen, damit alle verbliebenen Tauben herauslaufen, auf der Suche nach Futter. Die Flieger reagieren sofort und stürzen zu ihren Artgenossen. (Winken mit einem weißen Taschentuch fordert die Tauben ebenfalls zur Landung auf) Zusammen werden sie dann in den Stall getrieben. Der Vorgang kann beliebig oft wiederholt werden. Die Qualität der Einzeltiere kann auf diese Weise gut kontrolliert werden. Nach dem letzten Flug sollte satt gefüttert werden. Meine Erfahrungen zeigen, dass Kelebek nicht so friedlich sind, wie beschrieben wird. Sind keine geschützte Zellen im Stall, hapert  es mit der Befruchtung, weil die Täuber sich gegenseitig von den Täubinnen schlagen. Lässt man die Jungen zu lange bei ihren Eltern, besteht die Gefahr, dass sie bei ihrem ersten Ausflug in fremde Reviere, erschlagen werden. Sobald die Jungen unter den Flügeln zugewachsen sind, kommen sie in einen Jungtierstall. Junge Kelebek brauchen ein getrenntes Training von den Alten, sonst ziehen  sie im Flug alle nach unten. Jungtiere, die nicht fliegen oder schnell auf Dächern landen, müssen aussortiert werden, sonst verderben sie die Flugleistung anderer Kelebek. Sollte die Landung selbstständig geschehen, müssen die Tauben wieder aufgejagt werden. Nach der ersten Mauser halten die Federn die hohen Geschwindigkeiten beim Drehen und Stürzen aus. Erst dann zeigen die Kelebek daher, die volle Leistung. Greifvögel haben in der Luft fast keine Chance. Nur wenn die Tauben vor dem Stall auf dem Boden laufen, sind sie leichte Beute, weil sie es gewohnt sind, von ihren Artgenossen im Sturzflug von oben angeflogen zu werden. Kelebek fliegen bei jedem Wetter. Eine große Gefahr ist bei uns im Norden, der Hochnebel. Fliegt der Pulk hinein, verlieren die Tauben jedes Ortsgefühl und setzen sich auf der Suche nach ihrem Stall zu den erstgesehenen Tauben. Der Kelebek ist eine Drehtaube, die zu den Tümmlern gezählt wird. Sie ist jedoch keine reine Sturzflugtaube. Das Zuchtziel ist das horizontale Axialdrehen. Die Vielfalt der Flugfiguren und der Sturz sind reizvoll, müssen aber vor dem Drehen zurückgestellt werden, weil wir sonst in Deutschland keine Kelebek im türkischen Sinne, sondern eine neue Sturzflugtaube züchten.

Geflügelbörse 17/95

Rolf Odemann